Studie dämpft Erwartungen zur Gründungsbereitschaft in Deutschland
Die Rolle und Bedeutung von Entrepreneuren gerade in Zeiten tiefgreifenden Strukturwandels ist unbestritten. Aber wie sieht die Einstellung bei potentiellen Gründern aus? Dr. Stefan A. Duvvuri (Dozent) und Stefan Dobler (Lehrbeauftragter) von der Internationalen Berufsakademie (iba) Darmstadt haben hierzu deutschlandweit 417 Studierende im Studiengang Betriebswirtschaftslehre an der iba befragt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Gründungsneigung von Studierenden in dualen Studiengängen, am Beispiel der iba, gegenüber Studierenden anderer Hochschulformen höher ausfällt. 12,9% der Befragten gaben an, dass sie bereits gegründet oder erste Schritte hierzu eingeleitet („Gründer“) haben. Bisherige Studien, mit dem Fokus auf Universitäten und Fachschulen, weisen mit 2% teilweise deutlich geringere Gründungsabsichten direkt nach dem Studium aus. Anderseits beträgt der Anteil derer, die eine Gründung kategorisch ablehnen („Nicht-Gründer“) 14,4%. Und hierbei nehmen die weiblichen Studierenden mit 95% eine ernüchternd, dominierende Stellung ein. 72,7% der Studierenden können sich eine Unternehmensgründung grundsätzlich vorstellen („Gründungs-interessierte“).
Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass erhebliche Gründungshemmnisse bestehen, die gegenüber früheren Studien nicht abgebaut werden konnten. Die Gruppe der „Gründer“ und „Gründungsinteressierten“ nennen als wesentliche Hürden fehlendes Eigenkapital (23,1%), trotz zahlreicher staatlicher Fördermaßnahmen, zu hohe Risiken (16,3%), Angst vor dem Scheitern (13,1%) sowie fehlender Mut (9,3%). Bei der Angst vor dem Scheitern stammen 81% aller Nennungen von Frauen. Bei den „Nicht-Gründern“ werden als Haupthürden zu hohe Risiken (29,7%) und zu hoher Aufwand (24,6%) genannt. Die aufgeführten Defizite bzw. Gründungshemmnisse verstärken sich nicht nur, wenn familiäre Vorbilder fehlen, sondern auch im Verlauf des Studiums und bei festen Partnerschaften.
Es zeigt sich also: Trotz einer höheren Zahl an Gründern unter den Befragten an der iba dominieren viele (gefühlte) Hemmnisse das Bild.
Dr. Stefan A. Duvvuri, Co-Autor der Studie, sagt zu den Ergebnissen: „Die Gründungsangst in Deutschland geht weiterhin um trotz vieler, erfolgreicher Start-ups.“ Daher fordern die Autoren der Studie, dass die Förderung des Unternehmergeistes auf die politische Agenda muss und die Ausbildung unternehmerischen Handelns sich nicht auf Gründungsshows im Fernsehen beschränken darf: „Der Gründungsprozess muss konkret erlebbar werden“, so der Co-Autor Stefan Dobler. Zusätzlich wird die konsequente und flächendeckende Implementierung einer Entrepreneurship Education in Schulen und Hochschulen, wie von der Europäischen Kommission empfohlen, angeregt. Des Weiteren ist eine Neuausrichtung der Gesellschaft von „Bremsern zu Mutmachern“ notwendig. Gerade zu Beginn einer Idee ist konstruktiver Zuspruch wichtiger als unqualifizierter Widerspruch. Auch muss der Leitgedanke erfolgreicher Start-ups „Fail often, fail fast and fail cheap“ in Deutschland möglichst schnell etabliert werde.
„Um den digitalen Wandel meistern zu können, brauchen wir Mitarbeiter und Führungskräfte mit Entrepreneurial Spirit. Daher muss Entrepreneurship Education fester Bestandteil in deutschen Bildungseinrichtungen werden“, sagt Dr. Stefan A. Duvvuri.
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